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Brasil - Rio de Janeiro ist viel, sehr viel, fast schon zu viel.
Rio ist ein Angriff auf alles, was ein 'normaler' Europäer kennt und
gewöhnt ist.
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Erst ist da einmal Hitze, Hitze und noch einmal Hitze. 33°-40°
tagsüber und nachts selten weniger als 26°. Dazu eine hohe Luftfeuchtigkeit,
die einen an Winter gewohnten Deutschen erst einmal schier umhaut.
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Wenn man nicht schon vorher von einen der tausenden Bus- und Taxifahrer
umgehauen wurde, die keine Rücksicht auf nichts nehmen und mit einer
unglaublichen Geschwindigkeit durch die kurvenreichen Straßen jagen.
Die selten an roten Ampeln halten (was in Rio übrigens eine Vorsichtsmaßnahme
vor Überfällen ist) und einen Bus so voll stopfen lassen, dass
die Tür erst nach 10 Minuten Schleichen auf der Autobahn und lautstarken
Protests und Flüchen der nicht wenig Bezahler zugeht.
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Oder von den krassen Gegensätzen, die es hier an jeder Ecke zu beobachten
gibt. Straßenkinder neben schnieken Geschäftsmännern, die
täglich nach São Paolo fliegen. Der über der Stadt thronende
Jesus als 30m hohe Statue, der Zeuge der starken und sehr konservativen
Familienbande und -rituale (wobei eine Schwangerschaft mit 13-14 sehr häufig
vorkommt, da kaum über dieses Thema geredet wird), der relativ keuschen
Strandkultur (wo weibliche Hinterteile eingehüllt in sehr wenig und
absolut keine barbusigen Damen und anabolikabepackte Männer so oft
wie möglich am Strand rumhängen) sowie des ausgelassen gefeierten
Karnevals wird, wo anscheinend alles erlaubt wird. Überhaupt lässt
hier jede Frau, die irgendwie gerade berühmt wird, für den Playboy
oä. die Hüllen fallen. Seriös wirkende Ansagerinnen sieht
man dann überall in voller Farbenpracht nackt an Kiosken hängen.
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Aber auch sonst sind die Gegensätze überwältigend. Eine
unglaubliche Farbenvielfalt: baumgesäumte Alleen mit Villen links
und rechts und auf dem Berghang dahinter eine der rotfarbenen Favelas (rotbraune
Erde und rotbraun gebrannte Ziegel, alles, was eine Favela neben Müll
und Einwohner beinhaltet). Das blaue Meer überall präsent, eingepfercht
zwischen braunen Hügeln und grauen Hochhausreihen. Sonnenverbrannte
Erde, daneben Stände mit Bunt. Möglichst bunte Kinderkleidung,
bunter Kitsch und bunte Früchte. Und wunderschöne Frauen, Schwarze, Weiße, Gelbe, eigentlich jede erdenkliche Farbtönung ist hier anzutreffen.
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Seltsame Gerüche erreichen die Nase, von exotischen Früchten,
Urin (wirklich unglaublich, es gibt wirklich bisher keine Stelle, an der
es nicht nach Urin gestunken hat, nicht mal an entlegenen Stränden),
Auspuffgasen, Meer, der schwer zu beschreibende Geruch des Wassers, der
aus den Klimaanlagen tropft und Müllgestank.
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Und der Lärm. Hier macht es niemanden etwas aus, direkt neben der
Autobahn zu wohnen. Da wird halt ordentlich dagegen gehalten. Kindergeschrei
- sind immer noch meist so 5-7 -, auf volle Lautstärke gedrehte Radios
und vor allem Fernseher - einer der wichtigsten Freizeitaktivität
und Politikum - und spontan (?) organisierte Straßenmusikfestivals
- auch nachts um 4 wird in gleicher Lautstärke mitten im Wohngebiet
gefeiert, was aber eigentlich nichts macht, da alle Anwohner, alt wie jung
sich auf der Straße einfinden. Relativ schnell macht es einen nichts
mehr aus, wenige Hundert Meter vom Flughafen entfernt im Meer zu baden,
die knapp über der Wasseroberfläche einfliegenden großen
Vögel zu beobachten, wie sie zwischen dem Zuckerhut und dem Jesus
Anlauf nehmen für die Landung. Dabei bebt der Bauch vor Turbinenlärm
und auch vor dem Leiden mit den Fluggästen und den Seilbahngästen,
da jeder Landeanflug aussieht, als würden die Flugzeuge das Seil der
Seilbahn auf den Zuckerhut kappen.
Doch schon nach kurzer Zeit wird man gleichgültiger, der Anblick des
Zuckerhuts wird ganz normal, die Hitze ist eh immer da (der Schlafsack war
- bisher - der überflüssigste Ballast), auch das abenteuerliche
Überqueren der Straße beginnt Spaß zu machen und Zeit
zählt nicht mehr viel. Heute, morgen oder übermorgen, ist egal.
Man hat genauso viel Zeit wie die Brasilianer, nimmt alles viel lockerer.
Man macht etwas aus und nicht selten wird im letzten Moment alles umgeplant.
Eigentlich heißt hier was ausmachen eh nur, dass man 2 Stunden vor
dem Treffpunkt anfängt, was zu planen.
Wenn man all dies akzeptiert, ist Brasilien ein wunderschönes Land,
Rio ein sehr interessante Stadt und man selber schon ein Stück weit
Brasilianer.
Einige weitere zu Papier gebrachte Eindrücke:
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