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Der Samba der Sambaschule Imperatiz,
Gewinner der Carnavalsumzüge 2001 im Sambódromo do Rio de Janeiro.

Jetzt auch online als mp3 Musikdatei downloadbar:

Fotos vom Carnaval 2001: muitos fotos!

Cana-caiana, a cultura que o árabe propagou. Cana-caiana, die Kultur, die der Araber verbreitet hat.
Cana-caiana ist eine Zuckerrohrart.
Apesar dos cruzados plantarem, Obwohl die Kreuzfahrer angepflanzt haben,
A cana na Europa não vingou. Setzte sich der Zuckerrohr in Europa nicht durch.
Mas conta a história que em Veneza Aber die Geschichte erzählt, dass in Venedig
O açúcar foi pra mesa da nobreza. Der Zucker für den Tisch des Adels war.
Virou negócio no Brasil, trazida de além-mar. Er wurde zum Geschäft in Brasilien, aus Übersee mitgebracht.
E, nesta terra, o que se planta dá Und dieses Land, das bepflanzt wird, blüht
Gira o engenho pra sinhô, Bahia faz girar. Dreht sich die Zuckermühle zum Herren, Bahia lässt drehen.
Bahia ist ein Staat Brasiliens, wo Zuckerrohr angebaut wurde.
E, em Pernambuco, o escravo vai cantar. Und in Pernambuco wird der Sklave singen.
Pernambuco war eines der Hauptanbaugebiete mit viel Sklavenwirtschaft.
(quero vê) (ich will es sehen)
 
Quero vê descê o suco até melá Ich will den Saft hinablaufen sehen, bis er schmiert
Na pancada doce do ganzá Unter den süßen Schlägen des ganzá
ganzá war ein Musikinstrument der Sklaven und wurde folgendermaßen benutzt: ein Stock reibt oder schlägt einen langen, geriffelten Stock; Rhythmus oder Melodie.
 
Pinga.... Schnaps....
Olha a cana virando aguardente Schau den Zuckerrohr an, wie er zu Branntwein wird
No mercado do ouro atraente. Auf dem Markt des anziehenden Goldes.
Paraty espalhou a bebida Paraty verbreitete das Getränk
Paraty ist eine - damals sehr bedeutende - Stadt im Bundesland Rio de Janeiro.
Pra garimpar, birita tem. Um zu schürfen gibt es birita (ein Schürfgerät)
Na inconfidência foi preferida. Beim Verrat wurde es [der Schnaps] bevorzugt.
Pra festejar, o que é que tem? Was gibt es denn zu feiern?
Tem Carlos Cachaça, não leve a mal. Es gibt Carlos Cachaça, nimm es nicht übel.
Carlos Cachaça ist ein Kompositor der Sambaschule Mangueira.
Cachaça ist der Zuckerrohrschnaps, das Volksgetränk für Arme und Reiche.
Zu den Sambaschulen siehe Untenstehendes.
Taí verde-e-rosa em meu carnaval... Es gibt da Grün-Rosa in meinen Karneval...
Grün-Rosa sind die Flaggenfarben von Mangueira.
 
(Vem provar minha cachaça) (Komm meinen Cachaça probieren)
Vem provar minha cachaça, amor ô, ô, ô, ô Komm meinen Cachaça probieren, meine Liebe ô, ô, ô, ô
O sabor é verde-e-branco. Der Sabor ist Grün-Weiß.
Sabor heißt wörtl.Geschmack. Repräsentiert aber eine ganze Lebensart. Geschmack am Leben, savoir-vivre, Musik, Strand, Frauen, Hitze etc.
Grün-Weiß sind die Flaggenfarben von Imperatriz.
Passa a régua e dá pro santo Passa a régua und gib dem Heiligen
Passa a régua heißt wörtl. übertreffe das Lineal;  hier: ????
Que a Imperatriz chegou. Weil Imperatriz gekommen ist.
(na cana-caiana)... (In den cana-caiana).... [und wieder von vorne]
 

Samba, was erwartet man nicht alles hinter diesem Wort.
Schnelle und zum Tanzen animierende Rhythmen, fast nackte und schöne schwarze Frauen, Farbenvielfalt der Kostüme.

Alles irgendwie wahr und doch ist es so anders.
Calor da noite Den ersten bloquo, ein Wagen mit sehr lauter Musik, den Sängern und der Rhythmusgruppe obendrauf, erlebte ich an der Copacabana. Im Schneckentempo hinter dem Wagen tanzt sich die Menschenmenge vorwärts. Leib an Leib, Körperflüssigkeiten vermischen sich, Schweiß und unbekannte Küsse. Wie Ausschnitte aus einem schnellen Film passieren die Szenen meinen Augen. Sexy, knapp bekleidete Frauen, die ihren noch knapper bekleideten Hintern sehr anregend zur Musik bewegen, Touris, die auf- und abhüpfen, zwei Männer - in meinem Alter etwa - die einen kleinen Jungen zusammenschlagen (und alle schauen weg), weißer Sandstrand und Thermometer, die irgendetwas zwischen 25° und 35° anzeigen - sehr heiß auf jeden Fall, alle mitsingend.
Die Musik ist auf jeden Fall die erste Überraschung. Als ungeübter Europäer ist es sehr schwer, den komplizierten Rhythmus herauszuhören. Dadurch wirkt die Musik auf den ersten Blick eher fade. Aber die Stimmung ist ansteckend. Jeder bloquo hat ein Lied, das unentwegt wiederholt wird, ohne Pause. Da die Liedtexte verteilt werden, singen alle lauthals mit, mehr oder weniger falsch, da dies hier und jetzt völlig egal ist.

Der Höhepunkt des Carnavals in Rio - für Touristen - ist zweifellos das Sambódromo. Eine Art Fußballstadion, wobei einer vergessen hat, die Runden einzubauen. Etwa ein Kilometer lang schlängelt und tanzt sich jede Schule durch das Sambódromo. Das ganze dauert pro Schule etwa 90 Minuten, mit dem gleichen Lied(!). Farben im Carnaval An die 4000 Tänzer pro Schule, eine unglaubliche Vielfalt und Reichhaltigkeit an Kostümen ziehen am Auge vorbei. Um reinzukommen und nicht nur die zahlreichen Tänzer anzuschauen, die sich überall in der Stadt bereit machen und mit dem Bus oder der Metro mit dem gesamten Kostüm zum Zentrum des Sambas fahren, muss man sehr wortgewandt sein, um eine Karte zu einem einigermaßen akzeptablen Preis auf dem Schwarzmarkt zu erhalten. Karten gibt es im Vorverkauf nur nach stundenlangen Anstehen.
Also muss man sich durch die Menschenmenge zwängen, die kaum Luft zum Atmen lässt. Eindrücke, die am ersten Tag in Brasil nur schwer zu verarbeiten sind, jagen einander. Bettler in Lumpen gekleidet, daneben die Pracht der an die 10 Meter hohen Carnavalswagen, fliegende Straßenverkäufer, die sich gegenseitig überschreien, Uringestank, daneben Fleischverkäufer, schwitzende Menschenleiber und trotz der Hitze wunderschön verkleidete Sambatänzer. Ich hätte es in so einem Kostüm keine 5 Minuten aushalten, geschweige denn tanzen können. Mit Pelzhose, riesen Federhüten oder auch mit so gut wie gar nichts ausgestattet. Vorne ein fünfmarkstückgroßes Stoffteil, hinten Federn, Schuhe, Hut und sonst ... nichts.
Auch Striptease vor den Zuschauern, unter den gierigen Blick so gut wie sämtlicher Männer, kommt vor. Was dann aber mit einer Nacht im Gefängnis endet, da ein Fünfmarkstück dann doch Pflicht ist.

Crazy Sambatrommler Der Samba und die Rhythmusgruppe ist gewiss eines der lautesten Dinge, die man im Leben hören wird. 500 bis 1000 Trommler lassen den Zuhörern keine Wahl. Selbst die Kleinsten tanzen eifrigst mit, bewegen ihren Körpern sehr lustvoll zu der Musik. Jeder hat eine Lieblingssambaschule, die Zugehörigkeit ist fast schon Familientraditition, die er besonders kräftig unterstützt. Denn neben der alegría, der Lebensfreude, ist bei dem ganzen Umzug sehr viel Ernst und Geld im Spiel. Unzählige Ordner versuchen die Tanzgruppen in einer gewissen Ordnung zu halten, einige ausgewählte Tänzer, die den 'richtigen' Samba tanzen, mit Tanzschritten, die die Beine fast unsichtbar lassen werden und die Geschichte, die mit dem Lied, den Wagen und den Kostümen erzählt wird, werden von einer Jury bewertet. Dem Gewinner ist viel Geld und (meist) die Sympathie der Cariocas - die Einwohner Rio de Janeiros - sicher. Eine Mindest- und eine Maximaldauer im Sambódromo muss eingehalten werden.
Die eben noch ausgelassene Freude und Sympathie kann aber auch sehr schnell umschlagen. Der Gewinner dieses Jahr, Imperatriz , soll nur Zweiter geworden sein. Zumindest nach der Meinung von Beija-Flor (der die Blume küsst, also ein Kolibri) und der Mehrheit der Cariocas. Kaum wartet die Schule vor dem Eingang, als auch schon gellende Pfiffe ein Reden unmöglich machen. Alles, was irgendwie erreichbar ist, fliegt nach unten auf die Tanzpiste. Dosen, noch voll, Karton, etc. Die meisten drehen sich um oder gehen nach Hause. Im Gegensatz zu Beija-Flor, die fast zwei Stunden auf der Piste war, traut sich Imperatriz nur 20 Minuten herein. Aber schon bald ist die Mehrheit beruhigt und einige fangen sogar wieder an zu tanzen.

Die ganze Wut und die daraus folgende Kürze des Umzugs war sehr schade, denn vor allem die Wagen sind äußerst prachtvoll. In bis zu 10 Meter Höhe tanzen hübsche Frauen und Männer wild zu der Musik. (Ich würde dem Aufbau ja nicht so vertrauen...). Mit Wasserfällen, Feuer, Rauch, Kanonen, Sphinx und Menschen.
Von 20 Uhr bis nach dem Sonnenaufgang wird ein Wagen nach dem anderen durch die Menge geschoben, ja wirklich geschoben. Am Ende der Piste dann ausgelassene Freude und Müdigkeit. Das Kostüm wird vom Leib gerissen, ausgepumpt. Aber schon bald hat der Glamour ein Ende. Von Müllmännern eingesammelt oder in Tüten verpackt verschwindet die Farbenpracht. Die Helden von eben steigen mit ein in die Metro, oft ganz arme Schlucker, deren ganze Ersparnisse im Carnaval draufgehen. Und das vorwiegend für Touristen, die das Geld haben, den Eintritt zu bezahlen (immerhin 20DM für den billigsten Platz haben wir bezahlt). Was auch prompt harsche, fast rassistische Kritik in den Zeitungen erntet, vor allem an der 'Plage Tourist' im Allgemeinen.

Was den Menschen aber nicht anzumerken ist. Überall in der Stadt wird gefeiert, mitten in den Wohnblöcken wird bis morgens die Anlage voll aufgedreht, die Straßen sind auch im Morgengrauen noch voller ausgelassener Menschen.
Badenixe Carnaval ist ein Phänomen.
Entweder man liebt ihn wegen seiner Ausgelassenheit, Feiern, Freiheit, die einem im Alltag nicht gegönnt ist oder man  verabscheut ihn - wegen seiner obszönen Erotik und überkünstlichen Lebensfreude
Alles, wirklich alles  ruht während dieser Zeit, selbst der Präsidentenpalast könnte einstürzen, die Menschen würden weiterfeiern.

Ich freue mich auf Carnaval 2002